Sexuelle Identität - ein kommunales Thema?

Im Begegnungs- und Beratungszentrum „lebensart“ e.V. gingen Swen Knöchel und seine Konkurrenten um das Amt des Oberbürgermeisters in eine weitere Diskussionsrunde.

Das Begegnungs- und Beratungszentrum (BBZ) „lebensart“  e.V. kenne er seit 1994 und die Einrichtung habe mehr als bewiesen, dass sie ihre Existenzberechtigung in Halle hat, meinte Swen Knöchel. Im Fachzentrum für sexuelle Identität in der Beesener Straße waren die Kandidaten zur Oberbürgermeisterwahl einmal mehr zu einer Podiumsdiskussion zusammengekommen und diesmal wurden die Fragen spezieller. Die Gleichstellung und Antidiskriminierung homo- und bisexueller Menschen stand im Mittelpunkt der Veranstaltung. Und gemessen an den vergleichsweise kleinen Räumlichkeiten des BBZ, war die Hütte richtig voll.

Diesmal war auch die Runde der OB-Anwärter vollständig, die der Vereinsvorsitzende von „lebensart“ e.V., Hendrik Lange, begrüßen konnte. Ralf Scheibe übernahm die Moderation des Kandidatengesprächs, in dem sich einer etwas schwer tat und ein anderer zur Diskussion stellte, ob Rechte, Gleichstellung und Antidiskriminierung von homosexuellen Menschen überhaupt ein kommunalpolitisches Thema seien. Wie man es nimmt und nehmen will, Herr Bönisch! Der Pirat Christian Kunze befürchtete derweil „Prügel von der Basis“, wenn er jetzt Thesen zum Thema dem innerparteilichen, basisdemokratischen und noch nicht stattgefundenen Diskussionsprozess vorweg nimmt.

Dass eine Kommune, also auch Halle, sehr wohl Möglichkeiten hat, die Akzeptanz von Schwulen und Lesben voranzutreiben, muss man letztlich nicht diskutieren. Wenn Bildung und Aufklärung ein wichtiger Schlüssel dafür sind, muss man auch nicht, wie Bernard Bönisch (CDU), einen seitens der Stadt nicht beeinflussbaren Schullehrplan vorschieben. „Nicht der Lehrplan sondern freie Träger sollen diese Bildungs-und Aufklärungsarbeit übernehmen“, sagte Swen Knöchel. Das Modell, dass Vereine wie „lebensart“ mit konkreten Angeboten in die Schulen rein gehen, müsse weiter ausgebaut werden.

Die Frage der finanziellen Förderung durch die Stadt spielt für „lebensart“ letztlich eine überlebenswichtige Rolle. Noch fehlt die Unterstützung für das laufende Jahr, was momentan zur Folge hat, dass das Begegnungs- und Beratungszentrum nur verkürzte Öffnungszeiten anbieten kann. Es sei „albern“ sich bei der Gesamtsumme des städtischen Haushalts um kleine Summen zu streiten, wie sie der Verein bekommen soll, meinte Swen Knöchel. Überdies werde es hinterher teurer, wenn man die Förderung und damit die Arbeit des BBZ über Jahre liegen lässt. „Der Haushalt bedarf struktureller Überlegungen, um Fördermittel weiter zu gewährleisten“, so der OB-Kandidat der LINKEN. Letztlich gelte es auch Finanzen beim Land einzufordern, die der Stadt Halle für solche Aufgaben zustehen.

So er Oberbürgermeister werde, soll das BBZ „lebensart“ in der Stadt einen ständigen Ansprechpartner finden, meinte Swen Knöchel. Dass es um die Gleichstellung und Akzeptanz homosexueller Menschen noch lange nicht rosig bestellt ist, hatte Vereinsmitglied Ants Kiel zu Beginn des Diskussionsforums mit einem kurzen Vortrag verdeutlicht. Und um ganz deutlich zu sagen: Von Homophobie war mit Sicherheit niemand in der Runde befallen. Manch Antwort blieb dennoch seltsam.

KM