„Aber wir tun etwas dagegen“

In der „Burse zur Tulpe“ hatte das Bündnis „Halle gegen rechts“ zum Wahlforum mit den OberbürgermeisterkandidatInnen eingeladen.

„Demokratie ist anstrengend, zuweilen konfliktreich und manchmal schwer auszuhalten“, war auf den Flyern zum OB-Wahlforum des Bündnisses „Halle gegen rechts“ zu lesen. „Sie hat aber immer das bessere Ergebnis“, meinte Swen Knöchel. Zu einer etwas anderen Kandidatenrunde waren die Anwärter für das Amt des Oberbürgermeisters diesmal in der „Burse zur Tulpe“ zusammengekommen - Konfrontiert mit einer provokanten Frage, die da lautete „Wieviel Demo-kratie verträgt ein OB?“

Swen Knöchel war vor zwei Jahren einer der Mitbegründer des Bündnisses „Halle gegen rechts“, dem er diesmal Rede und Antwort stand. Mit der Gestaltung des Wahlforums war das Bündnis von dem abgegangen, was man in der Schule wohl „Frontalunterricht“ nennen würde - passender war vielmehr der Begriff „Speed-Dating“. In jeweils drei Runden waren die KandidatInnen zur Oberbürgermeisterwahl mit den Gästen des Forums direkt ins Gespräch gekommen. Ganz im Sinne dessen, wie sich Swen Knöchel als OB auch die Zusammenarbeit mit dem Bündnis vorstellt: Mit regem Austausch und Kommunikation, was immer auch ein Stück weit Erdung bedeutet, wie er meinte.

Dass der Oberbürgermeisterkandidat der LINKEN zu den Unterstützern des Bündnisses „Halle gegen rechts“ gehört, bleibt eigentlich überflüssig zu erwähnen. Im Gespräch mit den vorwiegend jungen Gästen des Wahlforums ging es um ganz konkrete Fragen – etwa, was es eigentlich braucht für eine direkte Demokratie, ob ein Oberbürgermeister das überhaupt sicher stellen kann und welche Möglichkeiten eine Stadt wie Halle hat, sich marschierenden Neonazis entgegenzustellen. „Es waren sehr viele und sehr interessierte Fragen“, meinte Swen Knöchel. „Vor allem waren die jungen Leute sehr kenntnisreich“.

Für ihn steht jedenfalls fest: Man kann als Oberbürgermeister deutlich machen, dass man Naziaufmärsche in Halle nicht will. Zwar sei die Polizei die Versammlungsbehörde, jedoch kann die Stadt Plätze anderweitig belegen, die Nazis für ihre Routen und Kundgebungen nutzen wollen. „Vor allem ist es wichtig, ein Bewusstsein zu schaffen, das die Menschen raus auf die Straße holt“, sagte Swen Knöchel. Bedeutet letztlich, dass man die Augen nicht vor den Tatsachen verschließt, worin sich Bernard Bönisch (CDU) im Übrigen ganz hervorragend machte.

Anders kann man das nicht sagen, wenn Bönisch etwa die Aktion „Noteingang“ abwatschte, da sie Zustände rechtsradikaler Gewalt implizieren würde, die angeblich gar nicht vorhanden sind. Swen Knöchel hält es da anders: Strukturen wie das Bündnis „Halle gegen rechts“ aktiv zu unterstützen bedeute auch zu sagen, ja, die Stadt hat Probleme mit Nazis. „Aber wir tun etwas dagegen“, fügte der Oberbürgermeisterkandidat der LINKEN hinzu.

KM